Wie die Gesellschaft Fake News wahrnimmt
Das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) untersucht in einer Studie, wie die Gesellschaft Fake News wahrnimmt und wie sie damit umgeht.
Die Studie beschreibt die Auswirkungen von Fake News (Falsch- und Desinformationen) und wie sie durch das Internet und soziale Medien weit verbreitet werden. Fake News sind Informationen, die bewusst falsch verbreitet werden, um zu täuschen. Laut dem Weltrisikobericht 2024 stellen diese Desinformationen das größte Risiko für die Weltbevölkerung dar. Auch in Deutschland sehen viele Bürgerinnen und Bürger in Fake News ein ernsthaftes gesellschaftliches Problem.
Eine Mehrheit der Deutschen betrachtet Fake News als problematisch, wobei rund ein Drittel angibt, dass solche Informationen zu Streit im Freundes- oder Familienkreis geführt haben. Vor allem ältere Menschen sehen Fake News als großes Problem, während jüngere Menschen eher zu Konflikten im privaten Umfeld aufgrund von Desinformationen neigen. Insgesamt haben etwa 40 % der 18- bis 39-Jährigen aufgrund von Falschinformationen Streit erlebt, während dieser Anteil bei den über 60-Jährigen unter 20 % liegt.
Fake News werden vor allem in sozialen Medien vermutet, wobei etwa zwei Drittel der Deutschen die Verantwortung bei Alternativmedien und Influencern sehen. Überraschenderweise glaubt jedoch auch jeder vierte Befragte, dass traditionelle Medien (wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk und große Zeitungen) Desinformationen verbreiten. Diese Ansicht ist über alle gesellschaftlichen Gruppen hinweg verbreitet, unabhängig von Bildungsstand oder Einkommen.
Fake News haben das Mediennutzungsverhalten vieler Menschen verändert. Drei Viertel der Befragten geben an, Nachrichten und deren Quellen genauer zu überprüfen, und 40 % vertrauen Medien und sozialen Plattformen generell weniger. Vor allem jüngere Menschen verlassen sich vermehrt auf Nachrichten von Medien, denen sie vertrauen, während ältere Menschen tendenziell den sozialen Medien misstrauen.
Die Mehrheit der Deutschen (73 %) überprüft Nachrichten auf ihre Richtigkeit, vor allem durch Suchmaschinen oder Diskussionen im privaten Umfeld. Jüngere nutzen häufiger Kommentarfelder oder melden Desinformationen bei Plattformen. Während ältere Menschen seltener aktiv gegen Fake News vorgehen, sind jüngere Menschen proaktiver, indem sie Meldungen überprüfen und weitergeben.
Es besteht ein weitverbreiteter Wunsch nach einem stärkeren Vorgehen gegen Fake News. 72 % der Deutschen sehen Handlungsbedarf, wobei eine Mehrheit der Ansicht ist, dass Medien und Plattformen die Hauptverantwortung tragen sollten. Viele Bürgerinnen und Bürger sehen auch Journalisten, den Staat und Privatpersonen in der Pflicht, gegen Desinformationen vorzugehen. Es gibt jedoch auch Bedenken, dass Regierungen bei der Bekämpfung von Fake News zu weit gehen könnten. Der Kampf gegen Fake News wird von vielen als Gemeinschaftsaufgabe angesehen, bei der verschiedene Akteure zusammenarbeiten müssen, um das Problem einzudämmen.
Die Einführung des EU-Gesetzes über digitale Dienste (DSA) bietet eine Grundlage, um besser auf Fake News zu reagieren, aber es bleibt abzuwarten, ob dies in der Praxis effektiv sein wird.