Die Fragen und Antworten sind nur ein erster Überblick.
Lassen Sie sich professionell beraten und Ihr Arbeitszeugnis überprüfen.
Was ist ein Arbeitszeugnis?
Ein Arbeitszeugnis ist ein Dokument, das von einem Arbeitgeber ausgestellt wird, um die Leistung, das Verhalten und die Tätigkeiten eines Arbeitnehmers während der Beschäftigungszeit zu bescheinigen. Es dient als Nachweis über die Beschäftigung für zukünftige Arbeitgeber und kann sowohl positive als auch negative Aspekte der Arbeitsleistung enthalten. Arbeitnehmer haben beim Ausscheiden aus einem Unternehmen Anspruch auf ein schriftliches Arbeitszeugnis.
Welche Bedeutung hat das Arbeitszeugnis für die Zukunft?
Das Arbeitszeugnis spielt eine wichtige Rolle bei der Jobsuche, da es zukünftigen Arbeitgebern Einblick in die Leistung und das Verhalten des Bewerbers bei vorherigen Anstellungen gibt. Ein positives Zeugnis kann die Chancen auf eine neue Stelle verbessern, während ein weniger günstiges Zeugnis Fragen aufwerfen kann. Es ist daher wichtig, auf ein korrektes und faires Zeugnis zu achten und gegebenenfalls um Korrekturen zu bitten, um die beruflichen Perspektiven nicht negativ zu beeinflussen.
Was sind die typischen Formulierungen in einem Arbeitszeugnis und wie sind sie zu bewerten?
In Arbeitszeugnissen werden häufig codierte Formulierungen verwendet, um die Leistung und das Verhalten von Mitarbeitern zu bewerten. “Stets zu unserer vollen Zufriedenheit” entspricht einer sehr guten Leistung, während “zu unserer vollen Zufriedenheit” als gut interpretiert wird. “Zu unserer Zufriedenheit” steht für befriedigende Leistung, und Formulierungen wie “hat sich bemüht” deuten auf eine ausreichende oder mangelhafte Bewertung hin. Solche Codes helfen Arbeitgebern, zwischen den Zeilen zu lesen, und sind für Arbeitnehmer wichtig zu verstehen, um ihre beruflichen Chancen realistisch einschätzen zu können. Bei Zweifeln am Arbeitszeugnis sollten Sie uns ansprechen.
Wie schnell muß ein Arbeitgeber ein Arbeitszeugnis ausstellen?
In Deutschland muss der Arbeitgeber ein Arbeitszeugnis ausstellen, sobald das Arbeitsverhältnis endet. Das bedeutet, dass der Arbeitgeber verpflichtet ist, das Zeugnis spätestens mit Beendigung des Arbeitsverhältnisses auszuhändigen. In der Praxis wird es jedoch oft am letzten Arbeitstag oder kurz danach ausgehändigt.
Wenn der Arbeitnehmer das Zeugnis früher benötigt, beispielsweise für Bewerbungen, kann er darum bitten, das Zeugnis entsprechend früher zu erhalten. Falls der Arbeitgeber sich weigert, das Arbeitszeugnis rechtzeitig auszustellen, kann der Arbeitnehmer gegebenenfalls rechtliche Schritte einleiten, um die Aushändigung zu erzwingen.
Wie sieht ein Arbeitszeugnis aus, daß sehr gut ist?
Ein sehr gutes Arbeitszeugnis in Deutschland weist typischerweise einige Schlüsselmerkmale auf, die sowohl in der Formulierung als auch im Inhalt erkennbar sind. Hier sind einige Elemente, die üblicherweise in einem solchen Zeugnis enthalten sind:
1. Überschrift
Das Zeugnis sollte klar als „Arbeitszeugnis“ oder „Qualifiziertes Arbeitszeugnis“ gekennzeichnet sein.
2. Einleitung
Die Einleitung enthält grundlegende Informationen wie:
Vollständiger Name des Arbeitnehmers
Geburtsdatum und Geburtsort
Dauer der Anstellung (Eintritts- und Austrittsdatum)
Positionsbezeichnung und Abteilung
3. Aufgabenbeschreibung
Hier wird detailliert aufgelistet, welche Aufgaben und Verantwortlichkeiten der Arbeitnehmer hatte. In einem sehr guten Zeugnis werden oft auch besondere Projekte oder Erfolge hervorgehoben.
4. Leistungsbeurteilung
Dieser Teil bewertet die Fähigkeiten und die erbrachte Arbeitsleistung. Typische Formulierungen für ein sehr gutes Zeugnis sind:
„Er/Sie erledigte alle Aufgaben stets zur vollsten Zufriedenheit.“
„Seine/Ihre Leistungen haben in jeder Hinsicht und zu jeder Zeit unsere vollste Anerkennung gefunden.“
5. Sozialverhalten
Auch das Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und ggf. Kunden wird bewertet. In einem sehr guten Zeugnis steht beispielsweise:
„Sein/Ihr Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Kunden war stets vorbildlich.“
„Er/Sie war bei Vorgesetzten und Kollegen gleichermaßen geschätzt.“
6. Besondere Fähigkeiten und Kompetenzen
Spezielle Kenntnisse und Fähigkeiten, die besonders hervorzuheben sind, wie z.B. Sprachkenntnisse, Softwarekenntnisse oder Führungsqualitäten.
7. Schlussabschnitt
Der Schlussabschnitt enthält oft eine Bedauernsformel über das Ausscheiden des Mitarbeiters, Dank für die geleistete Arbeit und gute Wünsche für die Zukunft:
„Wir bedauern sein/ihr Ausscheiden sehr und danken für die stets sehr guten Leistungen.“
„Für seine/ihre Zukunft wünschen wir ihm/ihr weiterhin viel Erfolg und persönlich alles Gute.“
8. Datum und Unterschrift
Das Zeugnis sollte aktuell datiert und von einem befugten Vertreter des Unternehmens (z.B. Geschäftsführer oder direkter Vorgesetzter) unterschrieben sein.
Ein sehr gutes Arbeitszeugnis wird durchgehend positive Formulierungen ohne Einschränkungen verwenden und dem Leser (zukünftigen Arbeitgebern) einen Eindruck von hoher Wertschätzung und Zufriedenheit mit den Leistungen des Arbeitnehmers vermitteln.
Was tun, wenn kein Arbeitszeugnis ausgestellt wird?
Wenn Ihnen kein Arbeitszeugnis ausgestellt wird, nachdem Ihr Arbeitsverhältnis beendet wurde, haben Sie als Arbeitnehmer in Deutschland rechtliche Schritte zur Verfügung, um dieses einzufordern. Hier sind die Schritte, die Sie unternehmen können:
Schriftliche Aufforderung
Schicken Sie zuerst eine formelle schriftliche Aufforderung an Ihren ehemaligen Arbeitgeber, in der Sie um die Ausstellung des Arbeitszeugnisses bitten. Setzen Sie dabei eine angemessene Frist (üblicherweise zwei bis drei Wochen). Es ist sinnvoll, diese Aufforderung per Einschreiben zu versenden, um einen Nachweis über den Versand zu haben.Einschalten des Betriebsrates
Falls in Ihrem ehemaligen Unternehmen ein Betriebsrat existiert, können Sie diesen um Unterstützung bitten. Der Betriebsrat kann oft erfolgreich vermitteln und den Prozess beschleunigen.
Mahnung
Sollte auf Ihre erste Aufforderung hin kein Arbeitszeugnis ausgestellt werden, können Sie eine zweite Mahnung versenden. Auch hier setzen Sie wieder eine Frist und weisen darauf hin, dass Sie rechtliche Schritte erwägen, falls das Zeugnis nicht fristgerecht ausgestellt wird.
Einschaltung eines Anwalts
Wenn der Arbeitgeber auch auf die Mahnung nicht reagiert, kann es sinnvoll sein, einen Anwalt für Arbeitsrecht einzuschalten. Der Anwalt kann Ihren Anspruch auf ein Arbeitszeugnis durchsetzen und gegebenenfalls eine Klage vorbereiten.
Klage beim Arbeitsgericht
Der letzte Schritt, wenn alle vorherigen Maßnahmen erfolglos bleiben, ist die Erhebung einer Klage beim Arbeitsgericht. Das Arbeitsgericht kann den Arbeitgeber zur Ausstellung eines Arbeitszeugnisses verurteilen. Die Kosten für ein solches Verfahren sind in Deutschland relativ gering, und bei Streitigkeiten aus einem Arbeitsverhältnis tragen in der ersten Instanz beide Parteien ihre eigenen Kosten, unabhängig vom Ausgang des Verfahrens.
Wichtig zu wissen
Als Arbeitnehmer haben Sie einen rechtlichen Anspruch auf ein Arbeitszeugnis, das wahrheitsgemäß und wohlwollend formuliert ist. Dieser Anspruch verjährt in der Regel nach drei Jahren, gerechnet ab dem Ende des Arbeitsverhältnisses. Es ist jedoch ratsam, das Zeugnis so schnell wie möglich einzufordern, um Ihre berufliche Weiterentwicklung nicht zu behindern.
Wieviel kostet es, ein Arbeitszeugnis einzuklagen?
Die Kosten für die Einklagung eines Arbeitszeugnisses vor einem deutschen Arbeitsgericht können variieren, hängen aber von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Streitwert und ob ein Anwalt beauftragt wird. Hier sind die wesentlichen Kostenfaktoren:
Die Kosten eines gerichtlichen Verfahrens hängen maßgeblich vom Streitwert ab. Bei der Einklagung eines Arbeitszeugnisses wird der Streitwert oft relativ gering angesetzt, da es nicht um finanzielle Ansprüche geht. Oft wird der Streitwert auf einen oder mehrere Monatsgehälter festgesetzt, kann aber je nach Einzelfall variieren.
Für die Einreichung der Klage am Arbeitsgericht fallen Gerichtskosten an. Diese Gebühren richten sich nach dem Gerichtskostengesetz (GKG) und dem angesetzten Streitwert. In der ersten Instanz der Arbeitsgerichtsbarkeit sind die Gerichtskosten jedoch oft geringer als in anderen Gerichtszweigen.
Wenn Sie sich entscheiden, einen Anwalt zu beauftragen, müssen Sie mit dessen Honorarkosten rechnen. Die Höhe der Anwaltsgebühren richtet sich nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG) und hängt ebenfalls vom Streitwert ab. Es ist möglich, eine Vergütungsvereinbarung mit dem Anwalt zu treffen, die von den gesetzlichen Gebühren abweicht.
In der ersten Instanz der Arbeitsgerichtsbarkeit trägt jede Partei ihre eigenen Anwaltskosten, unabhängig vom Ausgang des Verfahrens. Die Gerichtskosten werden hingegen von der unterliegenden Partei getragen.
Beispielkosten
Ein typisches Verfahren zur Einklagung eines Arbeitszeugnisses könnte bei einem angenommenen Streitwert von 2.000 Euro Gerichtskosten von etwa 105 Euro nach sich ziehen (1,5 Gerichtsgebühren). Anwaltskosten könnten, basierend auf dem gleichen Streitwert, ebenfalls um die 300 bis 500 Euro betragen, wenn man von einer 1,3 Verfahrensgebühr ausgeht. Diese Kosten können sich jedoch je nach Fall und regionaler Gebührenordnung unterscheiden.
Wo kann ich mein Arbeitszeugnis überprüfen lassen?
Wenn Sie Ihr Arbeitszeugnis überprüfen lassen möchten, um sicherzustellen, dass es korrekt und fair formuliert ist, gibt es mehrere Möglichkeiten, Unterstützung zu erhalten:
Ein Spezialist für Arbeitsrecht kann Ihr Arbeitszeugnis detailliert prüfen und interpretieren. Er kann Ihnen auch helfen, eventuelle Ansprüche auf Korrektur durchzusetzen, falls das Zeugnis nicht den gesetzlichen Anforderungen entspricht.
Wenn Sie Mitglied einer Gewerkschaft sind, können Sie dort Unterstützung erhalten. Gewerkschaften bieten oft Rechtsberatung für ihre Mitglieder an, einschließlich der Überprüfung von Arbeitszeugnissen.
Einige Berufsverbände bieten ebenfalls Rechtsberatung und Unterstützung bei arbeitsrechtlichen Fragen an. Dies kann besonders relevant sein, wenn Sie in einem spezifischen Berufsfeld arbeiten, das besondere Standards für Arbeitszeugnisse hat.
Karriereberater oder Coaches, die sich auf berufliche Weiterentwicklung spezialisieren, können ebenfalls eine Überprüfung Ihres Arbeitszeugnisses anbieten. Sie können Ihnen helfen, die Formulierungen zu verstehen und Tipps geben, wie Sie eventuelle Änderungen anfordern können.
Es gibt zahlreiche Online-Dienste und Plattformen, die die Überprüfung von Arbeitszeugnissen gegen eine Gebühr anbieten. Diese Dienste können schnell und bequem sein, allerdings variiert die Qualität. Es ist ratsam, Bewertungen und Empfehlungen zu prüfen, bevor Sie einen solchen Service nutzen.
Wenn Sie Absolvent einer Hochschule sind, können auch Career Services oder Alumni-Netzwerke Unterstützung bieten. Manche Universitäten bieten rechtliche Beratung oder Karriereberatung an, die auch die Überprüfung von Arbeitszeugnissen umfassen kann.
Vorbereitung und Fragen
Bevor Sie Ihr Arbeitszeugnis überprüfen lassen, ist es hilfreich, spezifische Fragen oder Bedenken vorzubereiten, die Sie angesprochen haben möchten. Dokumentieren Sie auch den Kontext Ihrer Arbeitsbeziehung, da dies für die Interpretation des Zeugnisses relevant sein kann.
Wichtig zu wissen
Ein Arbeitszeugnis sollte wahrheitsgetreu, wohlwollend und klar formuliert sein, ohne versteckte negative Botschaften. Achten Sie besonders auf Standardformulierungen, die auf den ersten Blick positiv erscheinen, aber in der Praxis eine negative Konnotation haben können.
Urteil des Bundesarbeitsgericht zum Arbeitszeugnis
Leitsatz
Der Arbeitgeber erfüllt den Zeugnisanspruch eines Arbeitnehmers nach § 109 GewO regelmäßig nicht dadurch, dass er Leistung und Verhalten des Arbeitnehmers im Arbeitsverhältnis in einer an ein Schulzeugnis angelehnten tabellarischen Darstellungsform beurteilt. Die zur Erreichung des Zeugniszwecks erforderlichen individuellen Hervorhebungen und Differenzierungen in der Beurteilung lassen sich regelmäßig nur durch ein im Fließtext formuliertes Arbeitszeugnis angemessen herausstellen.
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