Advent auf der Verfassungswiese
Es war Advent auf der Verfassungswiese. Der Schnee lag wie ein ordentlich gefaltetes Tuch über dem Gras, und selbst der Wind hatte beschlossen, sich an die Regeln der Jahreszeit zu halten. Keine Hast, kein Drängen, nur klare Luft und Stille.
Die Dackelbande war vollständig versammelt. Ajax saß mittig, aufrecht wie immer, und betrachtete die Wiese mit ernstem Blick, als prüfe er, ob alles seinen geordneten Gang ging. Bautz hatte sich neben ihn gesetzt, die Pfoten ordentlich nebeneinander, und nickte zustimmend. Ares schnupperte kurz im Schnee, ließ es dann aber bleiben – Advent, das wusste auch er, war keine Zeit für unnötige Aufregung. Caius und Gaius standen dicht beieinander und teilten sich ein leises Knurren, das Wärme und keine Warnung war. Eddi hatte sich bereits eingerollt und dachte an seine Lieblingsknochen, Axel beobachtete aufmerksam den Himmel und versuchte die Wetterlage einzuschätzen, Bossi zählte gedanklich die Schritte bis zum nächsten Maulwurfhaufen, Lump dachte über gar nichts nach, und Opa Balder lächelte still.
„Advent ist Ruhe“, sagte Ajax schließlich. „Nicht Stillstand. Ruhe.“
Bautz hob den Kopf. „Also dürfen wir hier sitzen und nichts tun?“
„Genau“, antwortete Balder. „Nichts tun, aber richtig.“
Die Dackel verstanden sofort. Niemand bellte. Niemand rannte. Selbst Ares blieb ruhig, auch wenn ein fernes Geräusch aus der Stadt herüberwehte. Die Verfassungswiese lag da wie ein Versprechen: Alles hat seine Zeit, und jetzt war die Zeit der Ruhe und des Wartens.
Stattdessen erhob sich Opa Balder langsam und trat ein paar Schritte nach vorn. Er zeichnete mit der Pfote eine Linie in den Schnee, ganz ruhig, als wolle er der Wiese etwas erklären.
„Advent“, sagte er, „ist die Zeit, in der man merkt, dass nichts verloren geht, wenn man langsamer wird.“
Ajax legte den Kopf leicht schief und sah über die Dackelbande hinweg. Einer nach dem anderen rückte näher zusammen. Kein Bellen, kein Drängen, nur Nähe.
Ein paar Weihnachtslichter leuchteten am Rand der Wiese, ihr Licht flackerte, aber ohne Eile. Die Dackelbande setzte sich im Halbkreis um alles zu beobachten, nicht aus Neugier, sondern aus Respekt vor der Ruhe in der Natur. Ajax nickte. Auch ein würdevoller Dackel kennt Besinnlichkeit im richtigen Moment.
„Morgen“, murmelte Eddi, halb im Schlaf, „machen wir wieder viel.“
„Ja“, sagte Ajax. „Aber heute nicht.“
Dann standen sie auf und trotteten gemeinsam ein kleines Stück über die Verfassungswiese. Ihre Spuren blieben im Schnee zurück, sauber nebeneinander, als stiller Beweis dafür, dass Ruhe auch Zusammenhalt bedeutet.
Und mit dem leisen Knirschen ihrer Pfoten im Schnee wusste jeder von ihnen: Diese Ordnung, diese Ruhe, nahmen sie mit – weit über den Advent hinaus.

