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Weihnachtliche Stille auf der Verfassungswiese

Weihnachtliche Stille auf der Verfassungswiese

Am Heiligen Abend lag eine besondere Stille über der Verfassungswiese. Kein Wind bewegte das Gras, kein Vogel durchbrach die Ruhe. Der Himmel war klar, und ein kaltes, freundliches Licht lag über allem. Alle Dackel der Bande waren versammelt: Ajax, Bautz, Ares, Lump, Bossi, Axel, Gaius, Caius, der alte Balder – und mittendrin Eddi.

Eddi war an diesem Abend ungewöhnlich ruhig. Während die anderen dicht beieinander saßen, hatte er sich ein wenig abseits gehalten. Nicht aus Distanz, sondern aus Aufmerksamkeit. Er schnüffelte, ganz langsam, als würde der Boden selbst ihm etwas zuflüstern wollen. Und tatsächlich blieb er plötzlich stehen.

Zwischen zwei Grasbüscheln lag etwas Kleines, Rotes. Eddi stupste es vorsichtig mit der Nase an. Es war ein winziger Weihnachtsmann, aus weichem Stoff, die Mütze schief, das Gesicht freundlich abgewetzt. Offenbar hatte ihn jemand verloren – oder absichtlich dort abgelegt.

Eddi hob den kleinen Weihnachtsmann auf und trug ihn zu den anderen. Ajax sah ihn lange an, dann nickte er. Bautz bellte leise und fröhlich. Balder schloss kurz die Augen, als erinnere er sich an sehr kalte Winter.

„Der gehört niemandem allein“, sagte Ajax schließlich. „Genau deshalb hat Eddi ihn gefunden.“

Jeder Dackel hatte einen großen Knochen bekommen, dazu eine extra Portion besonderes Futter. Keiner fraß sofort. Sie warteten. Wie immer, wenn etwas wichtig war.

Eddi legte den kleinen Weihnachtsmann in die Mitte des Kreises. Kein Spielzeug. Kein Besitz. Ein Zeichen.

Ajax sprach ruhig, wie er es immer tat, wenn es um die Dackelbande ging:

„Schenken heißt nicht, mehr zu haben. Schenken heißt, zu wissen, dass keiner allein ist. Unsere Dackelwürde liegt nicht im Knochen, sondern darin, dass jeder weiß: Ich gehöre dazu. Und Fröhlichkeit entsteht dort, wo Zusammenhalt selbstverständlich ist.“

Eddi setzte sich dazu, den Kopf leicht schiefgelegt. Er hatte nichts gesagt, aber alles verstanden. Er hatte etwas gefunden, das größer war als ein Knochen und kleiner als ein Wort.

Und so saßen sie noch lange auf der Verfassungswiese. Satt, ruhig und zufrieden.
Die Stille blieb.
Aber sie war nicht leer.

 

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