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Igel im Winterschlaf

Igel im Winterschlaf

In den frühen Morgenstunden stapfte Ares mit erhobener Nase durch das feuchte Laub. Der junge Dackel hatte wieder einmal eine Spur gefunden – und diesmal war sie besonders aufregend. Mit abruptem Stopp schoss sein Schwanz in die Höhe. Vor ihm ragte ein kleiner, frisch aufgeworfener Erdhügel im Hang hinter einem Farn aus dem Boden.

Ares senkte den Kopf, schnupperte – und begann sofort laut zu verbellen.

„Wuff! Wuff-wuff! Da ist was! Ganz sicher! Kommt alle her!“

Der Lärm hallte über die Lichtung und erreichte unvermeidlich Bautz, der in der Nähe aufmerksam die Verfassungswiese bewachte. Mit seinem ruhigen, kräftigen Trab kam er herbeigelaufen, musterte die Szene und schnaubte.

„Ares, du kleiner Krawallmacher … was hast du denn diesmal ausgegraben?“

„Ich hab gar nichts ausgegraben! Ich hab nur etwas gefunden! Und es bewegt sich! Genau da!“

Bautz setzte eine Pfote auf die Erde, prüfte die Stelle und begann mit geübten Grabbewegungen die Erde zu entfernen. Erdklumpen flogen nach hinten, und Ares musste mehrmals zurückspringen, um nicht komplett paniert zu werden.

Nach wenigen Sekunden war klar, was Ares entdeckt hatte: einen zusammengerollten Igel, ruhig atmend – und scheinbar vollkommen unbeeindruckt vom Tumult.

Ares japste: „Was machen wir denn jetzt? Soll ich weiter bellen? Oder soll ich—“

„Nein“, brummte eine tiefe, ruhige Stimme hinter ihnen.

Ajax.

Der weise, erfahrene Dackel war lautlos herangetreten und sah die beiden Jungen mit ernster Gelassenheit an.

„Das hier“, sagte Ajax und tippte mit der Schnauze sanft gegen die Laubkugel, „ist ein Igel im Winterschlaf. Im November ziehen sich Igel zurück und ruhen, damit sie den Winter überstehen. Das ist wichtig für sie. Und wir Dackel müssen das respektieren.“

Ares setzte sich sofort hin, Ohren leicht eingeklappt. „Also … keine Jagd?“

„Keine Jagd“, bestätigte Ajax streng. „Wir arbeiten als Team in der Dackelbande, aber wir brauchen auch Instinkt und Rücksicht für andere Tiere. Teamarbeit heißt nicht, dass man alles stört, was man findet.“

Während Ares nickte und Bautz zustimmend brummte, hörte man plötzlich ein leises, kaum merkliches Grummeln. Eddi war herangeschlichen, die Nase tief auf dem Boden.

„Also wirklich“, murmelte er, „immer seid ihr schneller. Ich buddle so gern nach Igeln … und jetzt hab ich wieder nichts davon gehabt.“

Ajax drehte sich zu ihm und hob die Augenbrauen.

„Eddi. Was hatten wir gerade gesagt?“

Eddi scharrte verlegen mit der Pfote. „Ja … ja … Winterschlaf. Ich weiß ja. Ich hätte ihn sowieso nicht geweckt. Aber ein bisschen buddeln wär schön gewesen.“

Bautz grinste breit. „Keine Sorge, Eddi. Im Frühling gibt’s genug zu buddeln. Dann machen wir ein richtiges Buddelteam – du vorneweg.“

Ares sprang begeistert auf. „Und ich belle vorher!“

Ajax schüttelte den Kopf: „Ihr seid wirklich eine Bande. Eine echte Dackelbande.

Und Ajax erklärte ruhig weiter: „Teamarbeit bedeutet nicht nur, dass jeder etwas kann – sondern dass man gemeinsam handelt, besonders wenn es um den Schutz anderer Tiere geht.“

Die vier Dackel sahen sich an, nickten beinahe gleichzeitig und machten sich zusammen ans Werk. Vorsichtig, Pfote für Pfote, schoben sie Erde und Laub zurück über den eingerollten Igel, bis dessen Winterhöhle wieder sicher war. Kein Drängeln, kein Lärm – nur konzentrierte Zusammenarbeit.

Als sie fertig waren, standen sie einen Moment schweigend nebeneinander, fast ein wenig stolz auf ihre gemeinsame Tat. Dann trotteten sie davon – Ares mit funkelnden Augen, Bautz voller Ruhe, Eddi etwas versöhnt, und Ajax so gelassen wie immer.

Und alle vier wussten nun sehr genau, was echte Teamarbeit bedeutet: gemeinsam handeln, gemeinsam schützen – und manchmal einfach leise sein.

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