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Gelassenheit im souveränen Schweigen

Gelassenheit im souveränen Schweigen

Bautz und Ares liefen an einem kühlen Herbstmorgen nebeneinander durch das feuchte Gras der Verfassungswiese. Ihr dunkles, struppiges Fell glänzte im sanften Licht, und beide schnupperten konzentriert an jeder Spur, als müsse dahinter ein großes Geheimnis verborgen sein.

„Heute kommt er bestimmt wieder“, knurrte Bautz leise. Ares hob neugierig die Ohren.
„Wer kommt? Ein Hase? Ein Riese? Oder dieser Rehbock, der immer so tut, als würde er uns nicht sehen?“

Bautz seufzte. „Nein. Der Zwergrauhaardackel. Früher war er mal ganz in Ordnung. So alt wie ich. Wir haben zusammen geschnüffelt, gebuddelt, sogar manchmal gespielt.“

Ares blickte erstaunt. „Und jetzt?“

Bautz blieb stehen. „Jetzt bellt er nur noch. Bei jedem Treffen. Ohne Grund. Er zeigt die Zähne, springt herum und meint, er müsse allen zeigen, wie groß er ist. Irgendwann habe ich beschlossen: Ich verschwende meine Zeit nicht. Ich ignoriere ihn.“

Ares runzelte die Stirn – oder das, was bei einem jungen Dackel eben wie Stirnrunzeln aussieht.
„Aber warum ist er so geworden?“

In diesem Moment tauchte Ajax auf, der alte, kluge Anführer der Dackelbande. Sein langer Bart wippte bei jedem Schritt, und seine Augen strahlten eine gewisse Dackelweisheit aus.

„Das willst du wissen, kleiner Ares?“ fragte Ajax und setzte sich hin, als müsse er gleich ein Urteil fällen.
Ares nickte.

Ajax sah Bautz an. „Du hast von dem Zwergrauhaardackel berichtet? Ein guter Anfang, aber ein schlechter Weg.“

Dann wandte er sich wieder an Ares:
„Manche Dackel wollen wachsen, aber sie wachsen in die falsche Richtung. Sie bellen, weil sie meinen, damit stärker zu wirken. Sie fletschen die Zähne, weil sie Angst haben, übersehen zu werden. Und irgendwann wissen sie nicht mehr, wie man ruhig schnuppert oder freundlich grüßt.“

Ares dachte nach. „Und was soll ich tun, wenn ich solchen Dackeln begegne?“

Ajax hob würdevoll eine Pfote.
„Erstens: Lass dich nicht anstecken. Wer viel bellt, hat wenig zu sagen.
Zweitens: Bleib ruhig. Große Dackel erkennt man daran, dass sie nicht jeden Streit brauchen.
Drittens: Wenn einer nur noch nervt – geh weiter. Ignorieren ist manchmal klüger als antworten.“

Bautz nickte zustimmend. „Ich spare mir inzwischen die Energie. Meine Zeit setze ich lieber für sinnvolle Dinge ein.“

Gerade wollten sie weiterlaufen, da hörten sie hinter sich ein schrilles, aufgeregtes Kläffen. Der Zwergrauhaardackel sprang am Zaun entlang, bellte, als hätte er den wichtigsten Auftrag seines Lebens, und wollte sich kaum beruhigen.

Ares schaute kurz hin – und ging dann einfach weiter.
„Die Weisheit aus der Geschichte“, murmelte er stolz. „Ich übe schon mal.“

Ajax grinste. „Sehr gut. Die Dackelbande braucht Gelassenheit – und gute Nasen, keine großen Töne.“

Und so marschierten Bautz, Ares und Ajax weiter über die Wiese, während hinter ihnen der Zwergdackel bellte, bellte und bellte – ohne dass es irgendjemand aus der Dackelbande beeindruckt hätte.

Denn wahre Größe zeigt sich nicht im Gebell, sondern im souveränen Schweigen.

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