Eine Dackelrunde über Generationengerechtigkeit
Eine Geschichte von Gaius, Eddi, Balder und Axel
Die Dackelbande hatte sich wie so oft zum Austausch auf der Verfassungswiese versammelt. Die alten Eichen warfen lange Schatten in der Wintersonne auf das Gras, und der Wind trug den Duft von moderndem Herbstlaub durch die Luft. Gaius und Eddi tollten noch ausgelassen um einen herabgefallenen Ast, bevor sie sich mit ernstem Blick zu den beiden älteren Dackeln wandten.
„Axel? Balder?“, fragte Gaius und setzte sich ordentlich hin, so wie er es bei wichtigen Gesprächen gelernt hatte. „Was genau bedeutet das eigentlich, wenn man Generationengerechtigkeit sprechen? Ist das etwas, das uns auch betrifft?“
Balder blinzelte. Er hatte viel Lebenserfahrung – nicht nur in Hundejahren gerechnet. Seine Schnauze war grau, aber sein Blick wach. Er sah zu Axel, dem Denker der Bande, der gerade ein besonders buntes Ahornblatt betrachtete, als würde es eine alte Weisheit in sich tragen.
„Eine sehr gute Frage“, sagte Axel schließlich. „Generationengerechtigkeit bedeutet, dass die Entscheidungen, die heute getroffen werden, auch den Jungen – also euch – und sogar den noch ungeborenen Dackeln nicht schaden dürfen. Es ist ein Versprechen der Älteren an die Jüngeren: Dass sie aufpassen, dass der Napf auch morgen noch voll ist – und die Welt draußen lebenswert bleibt.“
Eddi runzelte die Stirn. „Aber warum sollte das überhaupt ein Problem sein? Ist doch klar, dass man das so machen muss!“
Balder nickte langsam. „Das denkt ihr – zu Recht. Aber oft erfolgt Denken zu kurzfristig. Man gräbt zu tief nach Leckerli oder Mäusen in der Erde, ohne darauf zu achten, dass dabei das Wurzelwerk zerstört wird. Manche Vierbeiner graben unermüdlich neue Höhlen und schlabbern aus jedem Napf, als gäbe es kein Morgen – ohne zu merken, dass auch ihre Welt Grenzen hat.“
Gaius sah betroffen aus. „Aber dann bleibt ja für uns – oder unsere Welpen – nichts mehr übrig?“
„Genau das ist der Punkt“, sagte Axel. „Generationengerechtigkeit heißt: Ich denke nicht nur für mich, sondern auch für die, die noch kommen. Ich schütze den Baum, damit er auch euch noch Schatten spenden kann. Ich sorge dafür, dass euer Napf nicht leer ist, wenn ihr groß seid.“
Eddi legte den Kopf schief. „Und was können wir tun? Wir sind doch nur Dackel.“
Da lachte Balder herzlich. „Gerade Dackel können viel tun! Ihr könnt zeigen, dass Achtsamkeit nicht vom Alter abhängt. Dass es mutig ist, sich für das Richtige einzusetzen – auch wenn man klein ist. Dass man nicht alles verbellt, was neu ist, aber auch nicht alles hinnimmt, was bequem erscheint.“
Axel fügte hinzu: „Und vergesst nie: Wer nur für heute jagt, verliert den Blick für morgen. Aber wer mit Herz und Verstand gemeinsam unterwegs ist, sorgt dafür, dass die Spur nicht abreißt.“
Die beiden jungen Dackel schwiegen nachdenklich. Dann sagte Gaius leise: „Also geht es um Verantwortung.“
„Ja“, sagte Balder sanft. „Um Verantwortung – und um Liebe. Für das Leben. Für die Zukunft. Für alle, die noch kommen. Und genau das ist das Herz der Dackelbande.“
Ein warmes Schweigen legte sich über die Wiese. Ein Windstoß trug ein trockenes Blatt durch die Luft. Eddi sprang auf und fing es mit einem eleganten Satz. „Dann lasst uns Verantwortung fangen – und sie behalten!“, rief er.
Und alle lachten, wie nur Dackel lachen können: mit glänzenden Augen, voller Lebensfreude – und einem tiefen Wissen, das von Generation zu Generation weitergegeben wird.

