Ares erster Schultag auf der Verfassungswiese

Am Morgen des großen Tages war Ares schon vor Sonnenaufgang wach. Seine kleinen Beine zappelten unruhig, und er konnte es kaum erwarten: erster Schultag in der Welpenschule!
Mit gespitzten Ohren und glänzendem dunklen Fell stand er am Gartentor, als wollte er gleich losrennen.
„Na, Kleiner, bist du schon so aufgeregt, dass du vergessen hast zu frühstücken?“ knurrte sein Bruder Bautz mit einem breiten Grinsen. Bautz war schon ein paar Klassen älter und fand es herrlich, den kleinen Ares ein bisschen aufzuziehen.
„Ich? Vergessen? Niemals!“, protestierte Ares und verschluckte sich fast an der dritten Wurst, die er hastig verschlungen hatte.
Onkel Gaius, der erfahrene Ostseeschwimmer und Sandbankentdecker, trottete gemächlich hinterher. „Jungs, ein bisschen Würde beim Start in den Tag, bitte. Heute ist etwas Besonderes. Ares, du wirst vieles lernen – auch das, was man nicht fressen kann.“
„Nicht fressen können?“ Ares‘ Augen wurden groß. „Wozu soll das denn gut sein?“
Gaius zwinkerte nur und schob ihn mit der Pfote sanft Richtung Schultor.
Auf der Verfassungswiese, wo die Welpenschule ihre Klassenräume hatte – natürlich draußen unter den alten Lindenbäumen – warteten schon viele kleine Dackel mit wackelnden Schwänzen und unruhigen Blicken. Manche bellten, manche knurrten, einer hatte vor lauter Aufregung seinen eigenen Schwanz gejagt und war ins Gras geplumpst.
Dann trat Ajax, der Professor und Anführer der Bande, auf den kleinen Hügel am Rand der Wiese. Sein Fell glänzte, sein Blick war ernst und würdevoll, so dass alle Welpen sofort still wurden.
„Liebe Jungdackel“, begann Ajax, „heute startet ihr in einen wichtigen Teil eures Daseins. Ihr sollt lernen. Und ich sage euch gleich etwas, was viele noch nicht verstehen: Es ist nie unter der Dackelwürde, etwas zu lernen!“
Ares riss die Augen auf. Das hatte er nicht erwartet. Er dachte immer, Würde heißt, den Kopf hochzutragen und besonders mutig zu wirken.
Ajax sah die neugierigen Gesichter und fuhr fort: „Wer glaubt, er sei schon klug genug, der bleibt dumm. Wer aber bereit ist, Neues zu lernen, der wächst in seiner Würde – Schritt für Schritt, Pfote für Pfote.“
Ein besonders vorlauter Welpe aus der hinteren Reihe rief: „Aber ich kann doch schon buddeln wie ein Weltmeister! Was soll ich noch lernen?“
Ajax nickte ruhig. „Dann lernst du, wann man mit Buddeln besser aufhört. Das ist manchmal viel schwerer.“
Bautz lachte laut, weil er sofort an Ares dachte, der bei jeder Gelegenheit Löcher grub, bis jemand rief: „Stopp, der Garten sieht schon aus wie ein Schlachtfeld!“
Als die Stunde zu Ende war, führte Gaius seinen Neffen heimwärts. „Na, was sagst du, Ares?“, fragte er.
Ares trabte neben ihm, noch ganz nachdenklich. „Also… wenn Lernen zur Würde gehört… dann will ich der würdevollste Dackel von allen werden!“
„Das“, brummte Gaius und tätschelte ihm den Kopf, „ist schon mal ein guter Anfang. Aber vergiss nicht: Auch der würdevollste Dackel darf sich mal die Schnauze dreckig machen.“
Bautz ergänzte kichernd: „Oder die Wurst klauen.“
Ares grinste breit, sein Schwanz wedelte wie verrückt, und er bellte: „Dann freue ich mich schon auf die nächste Schulstunde! Vielleicht lerne ich ja, wie man die Wurst würdevoll klaut!“
Und so begann Ares’ Schulzeit – mit Würde, mit Humor und mit der großen Erkenntnis:
Ein Dackel lernt nie aus.
