24111 Kiel, Rendsburger Landstraße 436
+49 431 12807082
kanzlei@grafkerssenbrock.com

Einsatz von KI in der Schule?

Arbeitsrecht – Erbrecht - Schulrecht

Einsatz von KI in der Schule?

Schüler mit Handy

Schule soll KI-Revolution abbilden

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann fordert eine Anpassung der Schulbildung an den technologischen Fortschritt, insbesondere im Hinblick auf Künstliche Intelligenz (KI). Schulen müssen laut ihm sicherstellen, dass Schüler sich in einer sich schnell verändernden Welt bewähren können. Kretschmann betont, dass die durch die KI-Revolution veränderte Lebensrealität schnellstmöglich in den Schulen abgebildet werden müsse. Dabei müsse hinterfragt werden, welche Lerninhalte noch relevant seien und welche überholt wirken. Als Beispiel führt er den Geografie-Unterricht an: Das Kartenlesen, einst eine essentielle Fähigkeit, sei durch Navigationssysteme und GPS-Technologie weitgehend obsolet geworden.

Kretschmann unterstützt den Einsatz moderner Technologien, darunter KI-Tutoren, um Schüler bei Hausaufgaben zu unterstützen oder Lernlücken zu schließen. Grünen-Fraktionschef Andreas Schwarz hatte hierzu bereits 2024 den Einsatz KI-basierter Nachhilfe-Tools vorgeschlagen. Kretschmann hält dies ebenfalls für sinnvoll, da Schüler ohnehin außerhalb der Schule mit solchen Technologien arbeiten. Er sieht keinen Grund, KI von Schulen fernzuhalten, und betont, dass sowohl Schüler als auch Lehrkräfte von KI profitieren könnten. Für Lehrkräfte sieht Kretschmann ebenfalls Potenzial im KI-Einsatz, etwa bei der Korrektur von Klassenarbeiten. Dabei betont er jedoch, dass die finale Verantwortung, insbesondere bei der Notenvergabe, immer beim Menschen bleiben müsse.

Die Landesregierung plant ein Bildungspaket, das unter anderem die Einführung eines neuen Fachs für Informatik, KI und Medienbildung vorsieht. Dieses Fach soll an Gymnasien durchgehend von Klasse 5 bis Klasse 11 unterrichtet werden. Kretschmann betont, dass neue Inhalte nicht einfach zusätzlich ins Programm aufgenommen werden können, da dies den Schultag verlängern würde. Stattdessen müssten weniger relevante Inhalte gestrichen werden, um Raum für Neues zu schaffen.

Kretschmann kritisiert, dass in der Schulpolitik oft konservative Strömungen dominieren, die an traditionellen Inhalten festhalten und sich gegen Veränderungen sträuben. Er fordert mehr Offenheit für die Integration neuer Technologien und Lehrinhalte, um den Anforderungen der modernen Welt gerecht zu werden.

Argumente gegen den Einsatz von KI in der Schule:

1. Verlust grundlegender Fähigkeiten

  • Kognitive Grundfertigkeiten: Der Einsatz von KI könnte dazu führen, dass grundlegende Fähigkeiten wie Rechtschreibung, Rechnen oder Kartenlesen vernachlässigt werden. Diese Kompetenzen sind jedoch essenziell, um komplexere Aufgaben zu bewältigen und logisches Denken zu entwickeln.
  • Reduktion der Handschrift: Handschriftliches Arbeiten fördert die Feinmotorik und das Gedächtnis. Zu viel Abhängigkeit von KI könnte diese Fähigkeiten schwächen.

2. Überforderung der Schüler

  • Mangelnde Medienkompetenz: Viele Schüler verfügen noch nicht über die analytischen Fähigkeiten, um KI-gestützte Inhalte kritisch zu hinterfragen oder deren Quellen zu bewerten.
  • Gefahr der Fehlnutzung: Ohne ausreichendes Verständnis könnten Schüler Informationen ungeprüft übernehmen, was zu einer Verbreitung von Halbwissen oder Desinformation führen könnte.

3. Konzentrationsfähigkeit und Ablenkung

  • Abnahme der Konzentration: Die ständige Verfügbarkeit von KI könnte Schüler dazu verleiten, Aufgaben oberflächlich zu erledigen und sich weniger auf tiefergehende, konzentrierte Analysen einzulassen.
  • Digitale Ablenkung: Der Einsatz von KI erfordert Disziplin. Ohne klare Regeln könnten Schüler leicht durch andere digitale Inhalte abgelenkt werden.

4. Reduktion des logischen Denkens

  • Abhängigkeit von KI: Schüler könnten sich zu sehr auf die Problemlösungsfähigkeiten der KI verlassen, anstatt eigene Denkanstrengungen zu unternehmen.
  • Fehlende Problemorientierung: Der direkte Zugang zu Antworten durch KI reduziert die Fähigkeit, Probleme systematisch zu analysieren und kreative Lösungsstrategien zu entwickeln.

5. Fehlende soziale und emotionale Intelligenz

  • Menschliche Interaktion: Der Einsatz von KI könnte die zwischenmenschliche Kommunikation und die Teamfähigkeit beeinträchtigen, da Schüler weniger auf soziale Interaktionen angewiesen sind.
  • Empathie und kritisches Denken: Bildung sollte nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Werte wie Empathie und ethisches Verhalten fördern – Fähigkeiten, die durch KI nicht direkt adressiert werden können.

6. Verantwortungsbewusster Umgang mit KI

  • Voraussetzungen für kritische Nutzung: Bevor Schüler KI sinnvoll nutzen können, müssen sie Fähigkeiten entwickeln wie:
    • Quellenkritik: Zu verstehen, welche Informationen vertrauenswürdig sind.
    • Ethisches Bewusstsein: Die Auswirkungen von KI-Entscheidungen zu reflektieren.
    • Datenschutzverständnis: Zu wissen, wie eigene und fremde Daten geschützt werden.

7. Bildungsungleichheit

  • Ungleichheit der Ressourcen: Nicht alle Schulen und Schüler haben Zugang zu den gleichen technologischen Ressourcen, was soziale Ungleichheiten verschärfen könnte.
  • Technische Abhängigkeit: Regionen mit schlechter technischer Infrastruktur könnten weiter zurückfallen.

8. Gefahr der Entfremdung vom Lernen

  • Instrumentalisierung des Lernens: Schüler könnten Bildung nur noch als Mittel zum Zweck wahrnehmen, ohne ein echtes Interesse am Lernprozess zu entwickeln.
  • Motivationsverlust: Wenn KI die Arbeit „übernimmt“, könnten Schüler die intrinsische Motivation verlieren, Wissen zu erarbeiten.

Um KI in Schulen verantwortungsvoll einzusetzen, müssen Schüler zunächst grundlegende Fähigkeiten wie analytisches Denken, Konzentration und kritisches Urteilsvermögen erlernen. Ohne diese Kompetenzen kann der Einsatz von KI eher hinderlich als förderlich für die Wissensbildung und Persönlichkeitsentwicklung sein.

Beispiele für internationale Studien, die sich mit den Herausforderungen und Risiken des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz (KI) im Bildungsbereich befassen:

  1. „The Psychosocial Impacts of Generative AI Harms“
    Diese Studie untersucht die potenziellen psychosozialen Schäden, die durch generative Sprachmodelle entstehen können, insbesondere im Bildungsumfeld. Sie analysiert, wie KI-generierte Inhalte stereotype Darstellungen fördern und das Wohlbefinden von Schülern mit marginalisierten Identitäten beeinträchtigen können. arXiv

  2. „Risks of AI Foundation Models in Education“
    Die Autoren diskutieren die potenziellen Risiken von großen KI-Modellen im Bildungsbereich. Sie argumentieren, dass der Einsatz solcher Modelle unbeabsichtigte negative Folgen für Lernende haben kann, einschließlich Verzerrungen und Ungenauigkeiten in den bereitgestellten Informationen. arXiv

  3. „A Manifesto for a Pro-Actively Responsible AI in Education“
    Dieses Manifest plädiert für einen proaktiven und verantwortungsvollen Einsatz von KI in der Bildung. Es betont die Notwendigkeit, ethische Überlegungen in die Entwicklung und Implementierung von KI-Systemen im Bildungswesen einzubeziehen, um potenzielle Schäden zu minimieren. arXiv

  4. „Brave New World: Artificial Intelligence in Teaching and Learning“
    Die Studie beleuchtet den Einsatz von KI im Lehr- und Lernprozess und warnt vor möglichen negativen Auswirkungen, wie der Abhängigkeit von Technologie und der Reduzierung kritischen Denkens bei Schülern. Sie fordert die Entwicklung institutioneller Richtlinien für den KI-Einsatz in Bildungseinrichtungen. arXiv

  5. „KI in der Bildung – Risiken und Nebenwirkungen“
    Dieser Artikel untersucht die potenziellen Risiken des KI-Einsatzes im Bildungsbereich und betont die Bedeutung einer vorausschauenden und didaktisch abgesicherten Integration von KI in den Unterricht, um negativen Konsequenzen vorzubeugen. Campus Schulmanagement

  6. „Künstliche Intelligenz in der Schule? – Skepsis gegenüber Versprechen von Künstlicher Intelligenz in der Bildung“
    Die Trendstudie „KI@Bildung“ untersucht Risiken und Chancen der KI beim Lernen und Fördern und zeigt eine gewisse Skepsis gegenüber den Versprechen von KI in der Bildung auf.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Translate »