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Klimaschutz 1: Vorsorgeprinzip und Energiewende in Deutschland

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Klimaschutz 1: Vorsorgeprinzip und Energiewende in Deutschland

Saubere Luft

Klimaschutz im Kontext des Vorsorgeprinzips

Klimaschutz bezeichnet sämtliche Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen sowie zur Anpassung an klimatische Veränderungen. Er basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen über den anthropogenen Klimawandel, insbesondere den durch CO₂-Emissionen verstärkten Treibhauseffekt.

Eine zentrale rechtliche und ethische Grundlage für Klimaschutzmaßnahmen ist das Vorsorgeprinzip, das besagt, dass bereits bei hinreichendem wissenschaftlichem Verdacht auf schwerwiegende Umwelt- oder Gesundheitsschäden präventive Maßnahmen ergriffen werden sollen, auch wenn noch keine vollständige wissenschaftliche Gewissheit besteht. Dieses Prinzip ist in internationalen Umweltabkommen, wie der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC), und im deutschen sowie europäischen Umweltrecht verankert.

Die Energiewende als Klimaschutzmaßnahme: Ein kritischer Blick

Deutschland verfolgt mit der Energiewende eine ambitionierte Strategie, die primär auf den Ausbau erneuerbarer Energien und den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen sowie der Kernenergie setzt. Ziel ist es, Treibhausgasemissionen drastisch zu reduzieren und eine nachhaltige Energieversorgung sicherzustellen.

Positive Aspekte der Energiewende

  • Reduktion fossiler Energieträger: Der Ausbau von Wind- und Solarenergie hat die Abhängigkeit von Kohle, Öl und Gas verringert und somit CO₂-Emissionen gesenkt.
  • Technologie- und Innovationsförderung: Die Energiewende hat eine Dynamik in der Entwicklung effizienterer Technologien geschaffen, etwa in der Speichertechnologie oder bei der Wasserstoffproduktion.
  • Langfristige Kosteneinsparungen: Erneuerbare Energien haben tendenziell geringere variable Kosten als fossile Energien und könnten bei entsprechender Infrastruktur langfristig wirtschaftlicher sein.

Problematische Aspekte der Energiewende

  • Unstetige Energieerzeugung: Wind- und Solarenergie unterliegen starken Schwankungen, was eine stabile Netzversorgung erschwert. Ohne ausreichende Speichertechnologien oder Backup-Kapazitäten (z. B. durch Gaskraftwerke) bleibt das System fragil.
  • Hohe Kosten und soziale Belastungen: Die EEG-Umlage und andere Fördermechanismen haben in den letzten Jahren zu steigenden Energiepreisen geführt, was besonders Haushalte mit geringem Einkommen belastet.
  • Abhängigkeit von Rohstoffen und externen Faktoren: Der massive Ausbau erneuerbarer Energien erfordert seltene Rohstoffe wie Lithium und Kobalt für Batterien, deren Abbau oft ökologisch und sozial problematisch ist. Zudem wird Deutschland durch den Atom- und Kohleausstieg zunehmend von Stromimporten aus Nachbarländern abhängig.
  • Unzureichende CO₂-Einsparung im globalen Kontext: Deutschlands CO₂-Einsparungen haben kaum Einfluss auf die globalen Emissionen, insbesondere da Länder wie China und Indien weiterhin große Mengen Kohle nutzen.

Alternative oder ergänzende Maßnahmen zum Klimaschutz

Angesichts der genannten Herausforderungen stellt sich die Frage, ob die aktuelle Energiewende der effektivste Weg zur Erreichung von Klimaschutzzielen ist oder ob ergänzende bzw. alternative Ansätze effizienter wären. Sind Windkraft und Solar wirtschaftlich?

Technologieoffenheit statt reiner Fokussierung auf Erneuerbare

  • Kernenergie als Brückentechnologie: Moderne Kernkraftwerke, insbesondere neue Reaktortypen wie Flüssigsalzreaktoren oder Small Modular Reactors (SMRs), könnten eine CO₂-freie Grundlastversorgung sicherstellen.
  • CO₂-Abscheidung und -Speicherung (CCS): Statt fossile Energien vollständig abzulehnen, könnte die Abscheidung und Speicherung von CO₂ (Carbon Capture and Storage) eine sinnvolle Zwischenlösung sein.
  • Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe: Wasserstoff (Weißer Wasserstoff) und synthetische Kraftstoffe bieten Potenzial zur Dekarbonisierung von Industrie und Verkehr, setzen jedoch eine entsprechende Infrastruktur voraus.

Effizienzsteigerung und sektorübergreifende Ansätze

  • Energieeffizienz in der Industrie und im Gebäudesektor: Ein erheblicher Teil der Emissionen könnte durch effizientere Produktionsprozesse und Wärmedämmung reduziert werden.
  • Internationale Kooperation statt isolierte nationale Maßnahmen: Klimaschutz ist ein globales Problem, das nicht allein durch nationale Maßnahmen gelöst werden kann. Deutschland könnte durch gezielte Investitionen in Entwicklungs- und Schwellenländern (z. B. Aufforstungsprogramme, emissionsarme Industrieanlagen) größere Wirkung erzielen als durch die Fokussierung auf eine kostspielige nationale Energiewende.

Braucht es eine Neuausrichtung der Klimaschutzstrategie?

Das Vorsorgeprinzip rechtfertigt Klimaschutzmaßnahmen, erfordert aber auch eine nüchterne Abwägung zwischen Kosten, Nutzen und unbeabsichtigten Nebenwirkungen. Die deutsche Energiewende hat wichtige Impulse für die Reduktion fossiler Energien gesetzt, weist aber signifikante Schwächen auf, insbesondere in Bezug auf Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und globale Wirksamkeit.

Eine effektivere Strategie könnte eine Kombination aus erneuerbaren Energien, technologischen Innovationen (einschließlich Kernkraft und CCS), globalen Kooperationsmaßnahmen und einer stärkeren Fokussierung auf Effizienzmaßnahmen sein. Ohne eine solche Anpassung droht die deutsche Energiewende ein teures und ineffizientes Vorhaben mit begrenztem globalem Nutzen zu bleiben.


Klimapolitische Bewertung: Ist das Sondervermögen sinnvoll investiertes Geld?

Wie bereits in der kritischen Analyse zur Energiewende dargestellt, ist nicht jede Klimaschutzmaßnahme automatisch wirksam oder wirtschaftlich sinnvoll.

  • Wenn das Sondervermögen primär zur Förderung erneuerbarer Energien genutzt wird, stellt sich die Frage nach der Wirksamkeit im globalen Kontext. Deutschlands CO₂-Reduktionen haben nur begrenzte Auswirkungen auf das Weltklima, während die Kosten hoch sind.
  • Eine technologieoffene Nutzung wäre essenziell, z. B. für Forschung in Kernenergie, Wasserstoff, CCS-Technologien und Energieeffizienzmaßnahmen.
  • Falls das Sondervermögen nur bestehende Subventionen verstärkt, ohne strukturelle Verbesserungen herbeizuführen, könnte es als ineffizienter Umverteilungsmechanismus enden.

Eine Antwort

  1. Gustav W. Dr. Sauer sagt:

    Hallo Kiel,
    gute Zusammenfassung; gleichwohl wird es an den Parteien und v.a. an den Abgeordneten hängen bleiben, die jeder – nach meinen 24 Jahren Erfahrung als AL v.a. in SH ! – für sich kaum an Neuem interssiert sind und lieber in den alten Schützengräben bleiben.
    Dr. Gustav W. Sauer, Mdgt.i.R. (WiMi-SH)

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