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Europäische Alternativen zu Starlink

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Europäische Alternativen zu Starlink

Satelliten

Die Satellitenkommunikation befindet sich im Wandel: Während Eutelsat, ein europäischer Pionier der Satellitenindustrie, auf traditionelle geostationäre (GEO) Satelliten und jüngst auf sein OneWeb-Netzwerk setzt, revolutioniert Starlink, das Unternehmen von Elon Musk, die Branche mit einem riesigen Low-Earth-Orbit (LEO)-Satellitennetzwerk. Doch wie leistungsfähig ist Eutelsat im Vergleich zu Starlink, und was muss Europa tun, um sich in diesem strategischen Sektor unabhängig zu machen?

LEO (Low-Earth Umlaufbahn)

MEO (Mittlere Erdumlaufbahn)

GEO (Geostationäre Umlaufbahn)


1. Vergleich: Eutelsat vs. Starlink

Merkmal Eutelsat (inkl. OneWeb) Starlink (SpaceX)
Satelliten-Typ GEO (geostationär) + LEO (OneWeb) LEO (Low Earth Orbit)
Anzahl der Satelliten ~36 GEO + ~634 OneWeb LEO > 5.000 (und wachsend)
Hauptanwendungsbereiche TV-Übertragung, Internet für Unternehmen und Regierungen Breitband-Internet für Endkunden und Unternehmen
Latenz (Verzögerung) GEO: 600ms+, LEO (OneWeb): ~100ms 20–40ms
Bandbreite/Geschwindigkeit OneWeb: bis zu 195 Mbps Bis zu 1 Gbps (theoretisch)
Abdeckung Global, mit Fokus auf Unternehmen und Regierungen Global, mit starkem Fokus auf Endkunden
Eigentümer & Kontrolle Teilweise in staatlicher Hand (Frankreich, UK) Privates Unternehmen (SpaceX, USA)

Eutelsat besitzt mit OneWeb ein LEO-Netzwerk, das in Konkurrenz zu Starlink steht, allerdings mit einer deutlich kleineren Satellitenflotte. Während Starlink eine extrem hohe Netzabdeckung und niedrige Latenzen bietet, hat OneWeb sich bisher vor allem auf B2B-Lösungen für Unternehmen und Regierungen konzentriert.


2. Warum Europa von Starlink unabhängig werden muss

Die Dominanz von Starlink in der Satellitenkommunikation hat weitreichende geopolitische Folgen:

  • Sicherheitsrisiken: Starlink ist ein US-Unternehmen und unterliegt den US-Gesetzen, darunter ITAR (International Traffic in Arms Regulations), was bedeutet, dass europäische Kunden keine vollständige Kontrolle über ihre Daten und Dienste haben.
  • Technologische Abhängigkeit: Die Abhängigkeit von Starlink bedeutet, dass Europa im Bereich satellitengestützter Internetinfrastruktur auf Elon Musk und die USA angewiesen ist.
  • Militärische Implikationen: Starlink spielt eine zunehmende Rolle in der militärischen Kommunikation, z. B. in der Ukraine. Europa braucht eine eigenständige Lösung für sicherheitskritische Anwendungen.

3. Schritte zur Unabhängigkeit Europas in der Satellitenkommunikation

a) Ausbau der europäischen LEO-Infrastruktur

Eutelsat-OneWeb ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, jedoch sind weitere Investitionen in eine größere LEO-Satellitenkonstellation notwendig. Ein europäisches Äquivalent zu Starlink müsste:

  • Mehr Satelliten starten (Ziel: >2.000, um eine echte Alternative zu bieten)
  • Eine eigene Raketenstartkapazität aufbauen (unabhängig von SpaceX)
  • Stärkere Kooperation zwischen ESA, Airbus und Thales fördern

b) Entwicklung eines europäischen Satelliten-Internets

  • Die EU könnte über eine „Galileo 2.0“-Initiative ein eigenes, hochleistungsfähiges Satelliten-Internet entwickeln.
  • Stärkere Subventionen für Eutelsat-OneWeb sind notwendig, um die Infrastruktur schneller auszubauen.

c) Eigene Trägerraketen für unabhängige Starts

  • Europa benötigt dringend eine konkurrenzfähige wiederverwendbare Rakete, um nicht auf SpaceX-Falcon-9-Starts angewiesen zu sein.
  • Die Entwicklung von Ariane 6 oder einer wiederverwendbaren Ariane-Variante muss beschleunigt werden.

d) Förderung von europäischem Raumfahrt-Know-how

  • Europas Satellitenhersteller (Airbus, Thales) müssen stärker in ein paneuropäisches Netzwerk eingebunden werden.
  • Private Raumfahrtunternehmen wie Isar Aerospace oder Rocket Factory Augsburg sollten mehr staatliche Unterstützung erhalten.

 


Europas Zukunft im Satelliten-Internet – Ein Überblick

Eutelsat mit OneWeb bietet bereits eine Grundlage für eine europäische Alternative zu Starlink, doch die Unterschiede in Kapazität und Technologie sind derzeit zu groß. Europa muss massiv in eigene LEO-Satelliten, Raketenstarts und sichere Dateninfrastrukturen investieren, um strategische Unabhängigkeit zu erreichen.

Neben Eutelsat-OneWeb gibt es in Europa einige vielversprechende Unternehmen und Projekte, die eine Alternative zu Starlink aufbauen könnten.


1. Projekte der Europäischen Union und der ESA

a) IRIS² (Infrastructure for Resilience, Interconnectivity and Security by Satellite)

  • Geplant von der EU-Kommission als eigenes Satelliteninternet für Europa.
  • Soll bis 2027 starten und ein sicheres, verschlüsseltes Kommunikationsnetz für Regierungen und Unternehmen bieten.
  • Hybrid-Modell: Mischung aus LEO, MEO und GEO-Satelliten, um verschiedene Anwendungen abzudecken.
  • Hauptakteure: Airbus, Thales Alenia Space, SES, Eutelsat-OneWeb.

Vorteil: Staatlich finanziertes EU-Projekt mit Fokus auf Sicherheit.
Nachteil: Noch in Planung – erste Satelliten frühestens 2027 im Einsatz.


2. SES (Luxemburg) – Betreiber von O3b mPOWER

  • SES ist einer der weltweit größten Satellitenbetreiber und setzt auf MEO (Mittlere Erdumlaufbahn)-Satelliten.
  • Das O3b-mPOWER-System bietet Hochgeschwindigkeits-Internet mit geringer Latenz für Unternehmen, Militär und Regierungen.
  • SES entwickelt eigene hochmoderne MEO-Satelliten, die direkt mit Starlink konkurrieren könnten.

Vorteil: Bereits im Einsatz, schnellerer Rollout als neue LEO-Netzwerke.
Nachteil: MEO-Satelliten haben eine höhere Latenz als LEO-Satelliten.


3. Airbus & Thales Alenia Space – Entwicklung neuer Satelliten

  • Airbus und Thales Alenia Space sind die führenden europäischen Hersteller für Kommunikationssatelliten.
  • Sie bauen sowohl für Eutelsat-OneWeb als auch für militärische und kommerzielle Projekte.
  • Fokus: Entwicklung neuer, flexiblerer Satelliten für das IRIS²-Projekt und zukünftige LEO-Systeme.

Vorteil: Hochmoderne Satelliten-Technologie in Europa.
Nachteil: Keine eigenständige Satellitenkonstellation – abhängig von staatlicher Förderung.


4. Deutsche Raumfahrt-Startups: Potenzial für eigene LEO-Netzwerke

Neben etablierten Unternehmen gibt es einige deutsche und europäische Startups, die Raketen und Satelliten für zukünftige Netzwerke entwickeln:

a) Isar Aerospace (Deutschland)

  • Entwickelt die Spectrum-Rakete, um LEO-Satelliten in den Orbit zu bringen.
  • Ziel: Unabhängige europäische Satellitenstarts, ohne SpaceX oder Russland.

b) Rocket Factory Augsburg (Deutschland)

  • Baut die RFA One Rakete, eine preiswerte Trägerrakete für kleine Satelliten.
  • Potenzial für regelmäßige europäische Satellitenstarts.

Vorteil: Europa könnte seine Satelliten selbst ins All bringen.
Nachteil: Keine eigene Satellitenkonstellation geplant – nur Trägerraketen.


5. Telespazio (Italien) – Satellitenkommunikation für Europa

  • Telespazio (ein Joint Venture von Leonardo und Thales) bietet Satellitenlösungen für Regierungen und Unternehmen.
  • Entwickelt neue flexible Kommunikationssatelliten.
  • Arbeitet mit der ESA und der EU an sicheren Kommunikationsnetzen.

Vorteil: Hochsichere Satellitenkommunikation für Europa.
Nachteil: Kein flächendeckendes Internet-Netzwerk.


Europa hat Potenzial – aber es fehlt an Geschwindigkeit

 

 

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