Gutachten des wissenschaftlichen Beirates beim BMWK

Gesamtwirtschaftliche Herausforderungen durch den demographischen Wandel
so lautet der Titel des neuen Gutachtens des wissenschafltichen Beirates beim Bundeswirtschaftsministerium.
Der wissenschaftliche Beirat hat eine lange Tradition wird wenig von politischen Personalentscheidungen beeinflußt.
Die Wurzeln des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz reichen zurück bis in die Zeit des Zweiten Weltkrieges. Ab 1943 trafen sich einige der späteren Beiratsmitglieder unter dem Vorsitz von Prof. Erwin von Beckerath, um die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands nach dem Krieg vorzubereiten. Diese sogenannte „Arbeitsgemeinschaft Erwin von Beckerath“ ging in dem Anfang 1948 gegründeten Beirat auf, der am 23. Januar 1948 auf Einladung der Verwaltung für Wirtschaft des Vereinigten Wirtschaftsgebietes, dem Vorläufer des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, in Königstein/Taunus formell konstituiert wurde. Der Beirat hatte 17 Gründungsmitglieder, darunter die Professoren Franz Böhm, Walter Eucken, Alfred Müller-Armack, Oswald v. Nell-Breuning, Erich Preiser und Karl Schiller.
https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Artikel/Ministerium/wissenschaftlicher-beirat-entstehung.html
Zur Entstehung des Gutachtens findet sich auf Seite 40/41 folgende Ausführung:
Die Idee einer nationalen Strategie, um sich dem demographischen Wandel anzupassen, ist nicht neu.
Im Jahr 2011 hat die damalige Bundesregierung einen Demographiebericht und ein Jahr später eine
umfassende DemographieStrategie vorgelegt.
2015 hat sie diese unter dem Titel „Für mehr Wohlstand und Lebensqualität aller Generationen“ weiter
entwickelt. Tatsächlich hat diese jedoch in der Wirtschaftspolitik kaum eine Rolle gespielt. Die
Kernprobleme der Arbeitsverknappung und des Produktivitätsrückgangs wurden nur beiläufig an
gesprochen und die vorgeschlagenen Maßnahmen waren nicht auf sie fokussiert. Der Beirat drängt
darauf, die demographischen Herausforderungen nun ernst zu nehmen und die Kernprobleme der
Arbeitsverknappung und des Rückgangs des Produktivitätswachstums mit Priorität anzugehen.
Der wissenschaftliche Beirat hat zur gesamtwirtschaftlichen Herausforderung durch den demographischen Wandel mehrere zentrale Punkte identifiziert:
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Erhöhung der Erwerbsbeteiligung: Förderung der Beschäftigung von Frauen, älteren Arbeitnehmern und bislang unterrepräsentierten Gruppen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
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Produktivitätssteigerung durch Innovation: Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie die Förderung von Digitalisierung und technologischen Fortschritten, um die Produktivität pro Arbeitskraft zu erhöhen.
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Gezielte Zuwanderungspolitik: Attraktivität Deutschlands für qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland steigern, um den demographisch bedingten Rückgang der Erwerbsbevölkerung abzumildern.
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Anpassung der Sozialversicherungssysteme: Reformen in Renten- und Gesundheitssystemen, um deren langfristige Finanzierbarkeit angesichts einer alternden Bevölkerung sicherzustellen.
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Bildung und lebenslanges Lernen: Verbesserung des Bildungssystems und Förderung kontinuierlicher Weiterbildung, um die Qualifikationen der Arbeitskräfte an die sich wandelnden Anforderungen des Arbeitsmarktes anzupassen.
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Regionale Entwicklung: Unterstützung strukturschwacher Regionen, um demografische und wirtschaftliche Disparitäten innerhalb Deutschlands zu reduzieren.
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Nachhaltige Finanzpolitik: Sicherstellung einer stabilen und nachhaltigen Staatsfinanzierung, um finanzielle Spielräume für zukünftige Generationen zu erhalten.
Der wissenschaftliche Beirat nimmt auch zu europäischen Vorgaben Stellung.
Interessant ist der Brief an den Bundeswirtschaftsminister zum AI-ACT der EU.