Atomenergie – IEA-Bericht: weltweiter Ausbau nimmt zu

Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA)
Zum aktuellen Bericht der IEA
Die Atomenergie spielt eine entscheidende Rolle in der globalen Energiewende und wird immer mehr in den Fokus rücken, wenn es um eine nachhaltige Energiezukunft geht.
Der Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) mit dem Titel „The Path to a New Era für Atomenergie“ bietet eine umfassende Analyse der Chancen und Herausforderungen der Atomenergie in einer sich wandelnden globalen Energieumgebung.
Zusammenfassung des Berichts der IEA
- Bedeutung der Atomenergie: Seit über 50 Jahren liefert Atomenergie Strom und Wärme und spielt eine zentrale Rolle in der Energieversorgung von mehr als 30 Ländern. Sie ist die zweitgrößte emissionsarme Energiequelle weltweit, hinter Wasserkraft.
- Aktuelle Trends: Die wachsende Elektrifizierung, einschließlich der Zunahme von Datenzentren und Elektrofahrzeugen, hat den globalen Strombedarf rapide erhöht. Atomenergie wird als stabile, skalierbare Lösung für eine emissionsarme Energiezukunft betrachtet.
Die zukünftige Nachfrage nach Energie wird laut dem Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) durch mehrere Faktoren geprägt, die in einer „Ära der Elektrizität“ münden.
Dazu die Feststellungen der IEA zu Deutschland:
Im Rahmen des Energieeffizienzgesetzes unternimmt Deutschland Anstrengungen, seinen Energieverbrauch bis 2030 um etwa 500 TWh zu senken, was etwa einem Fünftel seines Energieverbrauchs im Jahr 2022 entspricht.
Die wichtigsten Entwicklungen und Trends für die Energienachfrage laut IEA:
Starke Zunahme der Elektrizitätsnachfrage
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Elektrifizierung neuer Sektoren: Der Bedarf an Elektrizität wächst deutlich schneller als der allgemeine Energieverbrauch. Dies ist auf die Elektrifizierung von Transport, Industrie und Haushalten zurückzuführen.
- Elektrofahrzeuge (EVs): Die Verbreitung von EVs treibt die Nachfrage nach Strom voran.
- Datenzentren und künstliche Intelligenz (KI): Diese Sektoren benötigen immense Mengen an Energie, um die digitale Infrastruktur und datenintensive Prozesse zu betreiben.
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Sechsmal schnelleres Wachstum: Im kommenden Jahrzehnt wird die Elektrizitätsnachfrage laut Prognosen sechs Mal schneller wachsen als der Gesamtenergiebedarf. Elektrizität wird zum Rückgrat moderner Volkswirtschaften.
Regionale Unterschiede in der Energienachfrage
- Schwellenländer: Länder wie China, Indien und andere Schwellenländer treiben den globalen Energieverbrauch voran. In China wächst die Nachfrage nach Energie exponentiell, unterstützt durch den massiven Ausbau von Infrastrukturen und die Urbanisierung.
- Industrieländer: Der Energiebedarf in entwickelten Volkswirtschaften wächst langsamer, dennoch wird hier ein erheblicher Anteil der Energie in den Ausbau von Technologien wie kleinen modularen Reaktoren (SMRs) und der Dekarbonisierung investiert.
Rolle von Kernenergie
- Basislaststrom: Kernenergie wird als wichtige, zuverlässige Quelle von emissionsarmer Elektrizität gesehen, die zusammen mit erneuerbaren Energien den wachsenden Bedarf decken soll.
- Wachstum von SMRs: SMRs werden als Schlüsseltechnologie betrachtet, um die Nachfrage zu decken, insbesondere in energieintensiven Sektoren wie Datenzentren.
Verstärkte Nachfrage nach emissionsarmer Energie
- Dekarbonisierung: Der globale Druck zur Reduzierung von CO₂-Emissionen führt zu einer verstärkten Nutzung erneuerbarer Energien, Kernenergie und Wasserstoff.
- Technologieinnovation: Fortschritte in Energiespeicherung, Stromnetzinfrastruktur und Reaktordesigns fördern eine nachhaltigere Energieversorgung.
Herausforderungen bei der Nachfragebewältigung
- Steigende Komplexität: Die Integration von erneuerbaren Energien in die Stromnetze und die Bewältigung des steigenden Bedarfs stellen Herausforderungen dar.
- Versorgungssicherheit: Schwankungen bei erneuerbaren Energien (z. B. Wind und Sonne) erfordern stabile Energiequellen wie Kernkraft, um die Nachfrage zu decken.
- Ressourcen- und Infrastrukturengpässe: Eine steigende Nachfrage nach kritischen Materialien (z. B. Uran für Kernkraft) und die Notwendigkeit eines schnellen Ausbaus der Infrastruktur könnten Engpässe verursachen.
Der europäische Strommarkt
Der europäische Strommarkt ist ein effizienter, aber komplexer Mechanismus zur Koordination der Stromversorgung in Europa. Die Preisbildung folgt dem Merit-Order-Prinzip, das eine kosteneffiziente Nutzung der verfügbaren Kapazitäten sicherstellt. Dennoch bleibt der Markt anfällig für externe Faktoren wie Brennstoffkosten, Wetterbedingungen und Netzengpässe.
Die Strompreise im europäischen Markt werden überwiegend durch das Merit-Order-Prinzip bestimmt:
Merit-Order-Prinzip
- Einsatzreihenfolge: Stromerzeuger werden nach ihren Grenzkosten (Kosten für die Erzeugung einer zusätzlichen MWh Strom) in eine Reihenfolge gebracht. Die billigsten Erzeuger (z. B. Wind, Solar, Kernenergie) speisen zuerst Strom ein, gefolgt von teureren Erzeugern (z. B. Gaskraftwerke oder Kohle).
- Markträumungspreis: Der Preis wird durch das letzte Kraftwerk bestimmt, das benötigt wird, um die Nachfrage zu decken (das sogenannte „Grenzkraftwerk“). Alle Anbieter erhalten denselben Preis, unabhängig von ihren individuellen Kosten.
- Einfluss erneuerbarer Energien: Erneuerbare Energien haben sehr niedrige Grenzkosten und drücken daher die durchschnittlichen Strompreise, wenn sie in großen Mengen verfügbar sind.
Weitere Einflussfaktoren auf die Preise
- Brennstoffkosten: Die Preise für fossile Brennstoffe (z. B. Gas, Kohle) beeinflussen die Grenzkosten vieler Kraftwerke.
- CO₂-Zertifikate: Im Rahmen des EU-Emissionshandelssystems (ETS) müssen CO₂-intensive Kraftwerke Emissionsrechte kaufen, was ihre Produktionskosten und damit den Strompreis erhöht.
- Wetterbedingungen: Wind- und Sonnenenergie schwanken je nach Wetterlage und beeinflussen das Angebot stark.
- Netzengpässe: Transportengpässe im europäischen Stromnetz können regionale Preisunterschiede verursachen, da nicht immer alle Kapazitäten genutzt werden können.