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Die DLRG – Lebensrettung als Ehrenamt: Geschichte, Auftrag und ihre Rolle im Spannungsfeld öffentlicher Daseinsvorsorge und NGO-Finanzierung

Arbeitsrecht – Erbrecht - Kommunalrecht

Die DLRG – Lebensrettung als Ehrenamt: Geschichte, Auftrag und ihre Rolle im Spannungsfeld öffentlicher Daseinsvorsorge und NGO-Finanzierung

Wasser

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG): Eine Institution mit Geschichte

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e. V. (DLRG) wurde am 19. Oktober 1913 in Leipzig gegründet – aus tragischem Anlass. Im Juli desselben Jahres war der Landungssteg am Brückenkopf in Binz auf Rügen eingestürzt; 16 Menschen ertranken, darunter viele Kinder. Damals konnten nur sehr wenige Menschen schwimmen – ein Zustand, den die DLRG von Anfang an ändern wollte. Ihre Gründung war damit nicht nur eine Reaktion auf ein Unglück, sondern Ausdruck eines bürgerschaftlichen Impulses, der Sicherheit im Wasser zur gesamtgesellschaftlichen Aufgabe erklärte.

Die Zielsetzung war seit jeher zweigeteilt:

  1. Verhütung des Ertrinkungstodes durch Schwimmausbildung und Aufklärung,

  2. Rettung aus Wassergefahr durch gut ausgebildete Einsatzkräfte.

Seit über 100 Jahren leistet die Organisation damit einen unersetzlichen Beitrag zur öffentlichen Sicherheit – und zwar zum größten Teil ehrenamtlich.


Aufgabenprofil: Ehrenamtliche Lebensrettung auf hohem Niveau

Die DLRG ist heute mit rund 1,8 Millionen Mitgliedern und Förderern die weltweit größte Wasserrettungsorganisation. Ihre Hauptaufgaben gliedern sich in drei Bereiche:

  • Schwimmausbildung: von Anfängerschwimmen bis Rettungsschwimmerqualifikation, zunehmend an Schulen und in Kooperation mit Kommunen.

  • Wasserrettungsdienst: an Stränden, Badeseen, Schwimmbädern und im Katastrophenschutz – insbesondere in Zusammenarbeit mit den Ländern und Kommunen.

  • Aufklärung und Prävention: Kampagnen zur Wassersicherheit, Frühschwimmerprogramme (z. B. „Seepferdchen“), Ertrinkungsprävention in Migrantenfamilien.

Diese Aufgaben übernimmt die DLRG überwiegend ehrenamtlich, getragen von über 50.000 aktiven Helfern. Hinzu kommen rund 1.000 Ortsgruppen, die lokal verankert agieren.


Aktuelle Lage (2024–2025): Wachsender Bedarf – schrumpfende Infrastruktur

Die Bedeutung der DLRG ist heute größer denn je – auch wenn ihre Arbeit oft im Schatten medialer Aufmerksamkeit bleibt:

  • Über 1.400 Rettungen im Jahr 2024 durch DLRG-Einsatzkräfte

  • Mindestens 411 Ertrunkene im selben Zeitraum – ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr

  • 20 % der Grundschulkinder können nicht schwimmen (Forsa-Umfrage)

  • Rückgang von Schwimmbädern bundesweit – und damit weniger Orte für Schwimmausbildung

Die DLRG warnt seit Jahren vor einem „Nichtschwimmerland Deutschland“. Die Corona-Pandemie hat diese Situation verschärft: geschlossene Bäder, ausfallender Unterricht und fehlende Übungsleiter haben Rückstände erzeugt, die schwer aufzuholen sind.


Finanzierung: Projektbezogen statt strukturell

Die DLRG erhält:

  • Mitgliedsbeiträge und Spenden (größter Finanzierungsanteil)

  • Zuwendungen für spezifische Projekte, etwa im Katastrophenschutz

  • Kommunale Mittel für Wachstationen, Fahrzeuge oder Material

Eine strukturelle Dauerfinanzierung durch den Staat existiert nicht – im Gegensatz zu vielen politisch agierenden NGOs. Zwar genießt die DLRG hohes Ansehen, doch erfolgt die staatliche Unterstützung nur anlassbezogen, meist lokal oder zeitlich befristet.


Vergleich: DLRG vs. politische NGOs – Unterschiedliche Rollen, unterschiedliche Finanzierung

Kriterium DLRG Politische NGOs
Rechtsform gemeinnütziger Verein gemeinnütziger Verein
Finanzierung Mitgliedsbeiträge, Spenden, Projektförderung Spenden, Stiftungen, teils institutionelle Förderung
Personalstruktur stark ehrenamtlich überwiegend hauptamtlich
Wirkung konkrete Daseinsvorsorge indirekte gesellschaftspolitische Wirkung
Öffentlichkeitsarbeit lokal und einsatzbezogen professionell und strategisch
Staatliche Förderung punktuell, projektbezogen teils regelmäßig, auch institutionell

Die unterschiedliche Finanzierung von der DLRG und politischen NGOs hat mehrere Hintergründe:

  1. Mandat und Aufgabenbereich: Die DLRG ist primär eine Rettungsorganisation mit einem klaren Fokus auf Wasserrettung, Schwimmausbildung und Katastrophenschutz. Ihre Finanzierung durch öffentliche Mittel ist oft projektbezogen, da sie spezifische, klar umrissene Aufgaben im Bereich der öffentlichen Daseinsvorsorge erfüllt. Politische NGOs hingegen haben oft eine breitere Agenda, die auf gesellschaftliche Veränderungen, Bildung, Aufklärung und politische Einflussnahme abzielt. Diese breitere gesellschaftliche Rolle führt oft zu einer größeren Vielfalt an Finanzierungsquellen, einschließlich staatlicher Förderprogramme für Demokratie, Bildung und gesellschaftlichen Zusammenhalt.

  2. Historische und strukturelle Entwicklung: Die DLRG hat historisch gewachsene Strukturen, die stark auf ehrenamtliches Engagement und Mitgliedsbeiträge setzen. Politische NGOs haben sich oft gezielt in Feldern entwickelt, die staatlich gefördert werden, um demokratische Prozesse zu unterstützen, wie z.B. politische Bildung, Menschenrechte oder Umweltschutz.

  3. Politische Prioritäten: Die Vergabe staatlicher Mittel hängt auch von politischen Prioritäten und aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen ab. Während die DLRG im Bereich der Daseinsvorsorge tätig ist und dafür projektbezogen Gelder erhält, erhalten politische NGOs häufig Mittel für längerfristige Programme, die auf die Stärkung der Zivilgesellschaft, politische Bildung oder den gesellschaftlichen Diskurs abzielen.

  4. Effizienz und Ehrenamt: Die DLRG basiert stark auf ehrenamtlicher Arbeit, was die Notwendigkeit staatlicher Vollfinanzierung reduziert. Viele politische NGOs sind hingegen stärker auf hauptamtliche Strukturen angewiesen, um ihre Bildungs- und Lobbyarbeit zu leisten, was eine kontinuierlichere Finanzierung erfordert.

Die Finanzierung der DLRG und politischer NGOs ist von unterschiedlichen Mandaten, historischen Entwicklungen und politischen Prioritäten geprägt. Während die DLRG gezielt für ihre operativen, lebensrettenden Aufgaben finanzierte Mittel erhält, profitieren politische NGOs häufig von Förderprogrammen, die auf die Stärkung der Zivilgesellschaft und politische Bildungsarbeit abzielen.


Die DLRG bildet durch ihre Mitglieder und Gliederungen die größte freiwillige und führende Wasserrettungsorganisation Deutschlands, Europas und der Welt.

Im Jahr 2024 hat die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Deutschland über 1.400 Menschen vor dem Ertrinken gerettet. Gleichzeitig ertranken mindestens 411 Personen, was einen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Diese Zahlen unterstreichen die wichtige Rolle der DLRG und die Bedeutung von Schwimmfähigkeiten und Wassergewöhnung.

Die Schwimmfähigkeit der Menschen in Deutschland hat sich in den letzten Jahren deutlich verschlechtert. Laut einer Forsa-Umfrage können mittlerweile rund 20 Prozent der Grundschulkinder nicht schwimmen. Diese Entwicklung wird unter anderem auf das Schließen von Schwimmbädern in vielen Kommunen zurückgeführt. Der Rückgang an Schwimmbädern bedeutet weniger Möglichkeiten für Schwimmunterricht und Wassergewöhnung, was besonders Kinder und sozial schwächere Familien betrifft.

Das Schließen von Schwimmbädern hat also einen direkten Einfluss auf die Schwimmkompetenzen der Bevölkerung. Weniger Schwimmunterricht führt zu einer geringeren Schwimmfähigkeit, was wiederum das Risiko von Ertrinkungsunfällen erhöht. In diesem Kontext ist die Arbeit der DLRG besonders wichtig, um sowohl die Schwimmfähigkeit zu fördern als auch Menschen in Not zu retten.


Weiterführende Links zu NGO’s:

Finanzierung von Nichtregierungsorganisationen: Ein Überblick

Finanzierung von NGOs – Teil 2: Politische Neutralität im Fokus

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